„Nothing Compares 2 U“ – Oder doch?
Menschliche Expertise im Vergleich zur künstlichen Intelligenz
Ein Interview kann so eine wunderbare Sache sein – ein Mensch erzählt von seinen Erfahrungen, gibt Einblicke, überrascht mit Gedanken, die so noch keiner formuliert hat. Doch wie wäre es, wenn man diese Fragen einer KI stellen würde? Kann eine künstliche Intelligenz einen Menschen im Gespräch ersetzen? Wir wollten es genau wissen und haben einen besonderen Versuch gestartet: ein Kurzinterview mit Kurt-Georg Ciesinger, Arbeitswissenschaftler und Leiter F&E bei der DAA. Ciesinger brachte seine langjährige Expertise sowie persönlichen Erfahrungen ins Gespräch ein. Doch dasselbe Interview haben wir auch mit ChatGPT geführt – einmal ohne besondere Eingaben und dann erneut, nachdem wir das KI-Modell mit biographischen und beruflichen Daten sowie verschiedenen seiner Artikel der letzten Jahre „gefüttert“ hatten.
Das Ergebnis: überraschend, faszinierend und ein wenig beunruhigend. Denn herausgekommen sind Versionen des Gesprächs, bei denen nicht sofort klar wird, welche Antworten von einem echten Menschen und welche vom Large Language Model stammen. Mit einem Augenzwinkern nehmen wir Sie mit auf eine Reise an die Schnittstelle von Mensch und Maschine, wo die Grenzen zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz zu verschwimmen scheinen.
Rätseln Sie mit und stimmen Sie am Ende unseres Artikels ab: Wo spricht hier noch der Mensch?
Sabine Schollas, M.A. Medienwissenschaft & B.A. Politik/Wirtschaft/Gesellschaft, hat schon den einen oder anderen Hype Diskurs um vermeintlich "neue Medien (Technologien)" mitbekommen und analysiert. Mit verschiedenen KIs diskutiert sie regelmäßig, um die Grenzen der Maschine auszuloten. Zudem ist sie seit Jahren Lektorin der Zeitschriften præview und transfær.
Kurt-Georg Ciesinger, Psychologe und Arbeitswissenschaftler, leitet die Abteilung Forschung und Entwicklung der DAA Deutsche Angestellten-Akademie NRW, die sich seit vielen Jahren mit den Anwendungen künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt beschäftigt.
Das Quiz
Wählen Sie aus den folgenden drei Antworten zu jeder Frage eine aus, die nach Ihrer Meinung die Antwort von Kurt-Georg Ciesinger ist. Die beiden anderen Antworten sind dann jeweils KI-generierte Texte. Einfach auf den Button unter dem Text klicken und los geht's:
Wie bewerten Sie die Bedeutung von KI für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland?
KI bietet kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) große Chancen, Prozesse effizienter zu gestalten. Besonders in Bereichen wie Produktion, Logistik oder Kundenservice ermöglicht KI, mit weniger Ressourcen wettbewerbsfähig zu bleiben. Viele KMU sind jedoch zögerlich, da sie die Technologie oft als „zu groß“ ansehen. Dabei gibt es modulare Lösungen, die gerade für KMU geeignet sind. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Qualifizierung der Mitarbeitenden und der nahtlosen Integration von KI in die bestehenden Prozesse.
KI wird dazu führen, dass die Schwelle zur Technologienutzung gesenkt wird, z.B. durch die natürlichsprachliche Ein- und Ausgabe bei der Maschinensteuerung, aber auch bei der gesamten Digitalisierung. Technologieanwendung wird einfacher, man kommt mit weniger Expertenwissen aus. Das ist ein Vorteil für kleine und mittleren Unternehmen, die ja aktuell erheblich mit den Auswirkungen des Fachkräftemangels konfrontiert sind. Andererseits wird KI einen immensen Modernisierungsdruck auf die KMU ausüben, weil dies in der Lieferkette und am Markt erwartet wird.
Wenn ich die Bedeutung von KI für KMUs in Deutschland betrachte, muss ich feststellen, dass wir hier vor einer technologischen Disruption stehen. KI bietet durch Machine Learning und automatisierte Datenanalyse immense Möglichkeiten, Geschäftsprozesse zu optimieren und neue Wertschöpfungspotenziale zu erschließen. Als jemand, der schon die Einführung des Internets und der Mobiltechnologie miterlebt hat, sehe ich in KI den nächsten logischen Schritt der digitalen Transformation. Unternehmen sollten jetzt in digitale Kompetenzen investieren, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Wie schätzen Sie die Bedeutung von KI im Bildungsbereich ein?
Im Bildungsbereich ist KI wie der neue Mitschüler, der alles ein bisschen spannender macht. Sie nimmt uns die lästigen Aufgaben ab und gibt uns mehr Zeit, wirklich zu lehren. Und sie kann helfen, Lerninhalte individuell anzupassen und den Unterricht interaktiver zu gestalten. Statt Einheitsbrei gibt's dann Bildung à la carte. Aber Vorsicht: Ohne gut ausgebildete Lehrkräfte, die mit der Technik umgehen können, wird's schwierig. Wir müssen also nicht nur die Schüler*innen, sondern auch die Lehrer*innen fit für die Zukunft machen.
KI hat das Potenzial, Bildungsprozesse deutlich zu verbessern. Einerseits kann sie Lerninhalte personalisieren und an individuelle Bedürfnisse anpassen, andererseits unterstützt sie das Bildungsmanagement, z. B. bei der Verwaltung von Ressourcen oder Lehrplänen. Sie hilft, Bildungsinhalte zugänglicher zu machen, etwa durch automatische Übersetzungen oder spezielle Anpassungen. Dennoch ist wichtig, dass menschliche Unterstützung den Lernprozess begleitet und KI nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu herkömmlichen Lernmethoden betrachtet wird.
Generative KI führt zu einer massiven Kostendegression vor allem im Bereich Medienproduktion (Video, Podcasts, Avatare, Bilder etc.) und Mehrsprachigkeit. Darin liegt eine Riesenchance, didaktische Konzepte umzusetzen, die in der Vergangenheit zwar möglich, aber schlicht zu teuer waren. Wenn KI-gestützte Lernsysteme die Routinearbeit übernehmen, könnten sich Lehrkräfte stärker auf die pädagogische Arbeit konzentrieren. Hoffen wir mal, dass die Lehrkraft als solche nicht ganz „geopfert“ wird, um Lernangebote maximal günstig anbieten zu können.
Was antworten Sie auf Bedenken hinsichtlich ethischer und datenschutzrechtlicher Herausforderungen, die der Einsatz von KI mit sich bringt?
Ethische Probleme entstehen dort, wo eine Maschine autonom Entscheidungen trifft, also etwa über Aufenthaltsgenehmigungen entscheidet oder das Strafmaß in einem Gerichtsprozess festlegt. Aber machen wir uns nichts vor, das wird die Zukunft sein. Ein Mensch wird wahrscheinlich die Entscheidungen formal freigeben, aber wird er die Zeit haben, wirklich hinzuschauen?
Datenschutz ist ein Konstrukt der Vergangenheit. Andere Länder, ich kenne das aus Schweden, gehen mit persönlichen Daten schon jetzt sehr viel laxer um. Deutschland ist da perspektivisch das „kleine gallische Dorf“. Ich persönlich finde das gruselig, aber ich komme ja auch aus einer anderen Zeit.
Bedenken hinsichtlich ethischer und datenschutzrechtlicher Herausforderungen bei KI sind absolut berechtigt. Themen wie Algorithmic Bias und Datenethik müssen ernst genommen werden. Wir brauchen transparente Algorithmen und klare Compliance-Strukturen, um Vertrauen zu schaffen. Mit einem Augenzwinkern sage ich oft: „Vertrauen ist gut, Kontrolle durch Auditing ist besser.“ Es ist entscheidend, von Anfang an klare Richtlinien zu etablieren und verantwortungsvoll mit sensiblen Daten umzugehen.
Bedenken in Bezug auf Ethik und Datenschutz sind absolut berechtigt. KI muss transparent und verantwortungsvoll eingesetzt werden, insbesondere bei der Verarbeitung von personenbezogenen Daten. Die DSGVO bietet eine solide Grundlage, dennoch ist es wichtig, dass Unternehmen klare Richtlinien zur Datennutzung und -sicherheit einhalten. Hinzu kommt, dass KI-Systeme nicht unfehlbar sind und auf verzerrten Daten basieren können. Deshalb ist es notwendig, die Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und entsprechende Schulungen durchzuführen, um diese Herausforderungen zu meistern.
Wie beeinflusst KI Ihren Arbeitsbereich in der Entwicklung von Bildungsangeboten und Forschungsprojekten?
Im Bildungsbereich ist KI echt ein Game-Changer. KI-basierte Tools ermöglichen es uns, duch Learning Analytics Bildungsangebote flexibler und individueller zu gestalten. Gleichzeitig helfen uns KI-Systeme, in Forschungsprojekten z.B. durch Data Mining komplexe Daten zu analysieren und neue Erkenntnisse zu generieren.
Auf der anderen Seite frage ich mich manchmal, ob wir nicht Gefahr laufen, den Menschen hinter all den Daten und Algorithmen zu übersehen. Mit meinen über 60 Jahren habe ich schon viele Technologiewellen erlebt. Es ist wichtig, die Chancen zu ergreifen, aber auch die möglichen Stolpersteine im Blick zu behalten und kritisch zu hinterfragen, wohin die Reise geht.
Die Geschwindigkeit und Qualität der Entwicklung von Bildungsprodukten steigt durch den Einsatz von KI rasant. Fachexpertise – inhaltlich, sprachlich und medientechnisch – wird in geringerem Umfang benötigt. Und dass die Produkte schlechter sind als von Menschen produzierte, ist eine trotzige Behauptung der heutigen Fachexpert*innen. Schlecht bedeutet bei KI nur schlecht gepromptet.
In der Forschung heißt es, „wer schreibt, der bleibt“. Da ist KI natürlich ein Gamechanger, denn schreiben kann nun jeder, das ist nicht mal mehr eine Fleißarbeit. Ich würde mich freuen, wenn das tatsächlich dazu führen würde, dass weniger geschrieben und mehr nachgedacht wird.
KI hat meine Arbeit in der Bildungs- und Forschungsentwicklung stark verändert. Sie ermöglicht es, Lerninhalte flexibel anzupassen und individualisierte Lernpfade zu erstellen. Zudem können wir durch KI-gestützte Analysewerkzeuge in der Forschung große Datenmengen schneller und präziser auswerten, was die Effizienz unserer Projekte erhöht. Trotz dieser Fortschritte ist es wichtig, den menschlichen Einfluss zu bewahren. Die Technologie sollte dazu dienen, die Qualität der Arbeit zu steigern, nicht einfach nur Prozesse zu automatisieren oder zu digitalisieren.